ein paar Merkmale unserer
Sommerferienfahrten:
Sommerfahrten
sind ein Höhepunkt in unseren Kinderkreisen.
Zu
unseren Gruppen muss niemand kommen. Zu unseren
Fahrten meldet man sich freiwillig an. Deshalb
sind unsere Fahrten auch ganz anders als etwa
Klassenfahrten. Einige kennen sich, andere
treffen sich zum ersten Mal und üben sich in
eine neue Gemeinschaft über einen längeren
Zeitraum ein.
Freizeitdauer
Damit
unsere Freizeiten relativ verlässlich planbar
bleiben, legen wir sie an den Anfang der
Sommerferien, beginnend mit dem ersten
Ferienmontag.
Die
Freizeit ist mit elf Tagen (Montag bis Donnerstag)
lang genug, um als eigenes Sommererlebnis länger
in Erinnerung zu bleiben - soweit ich das erfahre.
Sie ist aber auch so kurz, dass Heimweh selten zu
stark wird. Bei gelegentlichem Heimweh haben sich
Traubenzuckertabletten mit dem Aufdruck "Heimwehtabletten"
bewährt. Trotzdem habe ich zwei oder drei Mal
erlebt, dass Kinder wegen Heimwehs abgeholt
werden mussten. Bei Kindern, die zuvor bei
unseren Gemeindehausübernachtungen geübt"
haben, fern von Eltern oder
Erziehungsberechtigten zu sein, spielte Heimweh
gar keine Rolle mehr.
Freizeitorte
Orte für
unsere Sommerferienfahrten sollen sich
äußerlich von unserer Kieler Umgebung
unterscheiden, ohne allzu weit weg zu sein.
Für
uns gehört dazu die Mittelgebirgsregion zwischen
Teutoburger Wald, Weserbergland, Ost- und West-Harz
bis nach Brandenburg und Potsdam. Diese
Freizeitorte haben mit attraktiver scheinenden
Fernzielen nichts zu tun. Gerade deshalb, weil
das Gute oft lebenslang zu nah liegt"
wählen wir diese Orte.
Das
offizielle und das inoffizielle
Freizeitprogramm
Realistisch
betrachtet finden die Sommerfreizeiten auf zwei
Ebenen statt. Die wichtigste Ebene der
Interaktionen unter den zumindest relativ
gleich alten Teilnehmern aus verschiedenen
Schulen können wir nur begrenzt, etwa bei den
Zimmerbelegungsvorschlägen, steuern.
Doch
was neben dem offiziellen Programm zwischen den
Teilnehmern ausgeheckt, nächtelang diskutiert
und auch bewusst grenzerkundend ausprobiert wird,
bleibt oft ein verschmitzt gefeierter kleiner
Triumph über das offizielle Regelwerk der
Freizeitplanung.
Voraussetzung
für Freizeitleiter
und Mitarbeiter ist ganz wesentlich,
dieses Spiel zu durchschauen, aber sich dieses
Wissen nicht anmerken zu lassen. Freizeitleiter
und Betreuer spielen in abgestufter Distanz für
die Teilnehmer eine Objektrolle. Am Verhältnis
zu Ihnen entwickeln und trainieren sie während
der Freizeit relativ ungefährlich und folgenlos
(außer für die Nerven der Betreuer) soziale
Kompetenz. (Ein Beispiel: Teilnehmer verabreden
sich zum geheimen Nachtausflug in die DJH-Umgebung.
Ich schreite nicht ein, kontrolliere aber für
die Teilnehmer unsichtbar, dass sie nach
angemessener Zeit mit hörbarem
Flüstertriumpf" wieder zurück sind.
Natürlich müssen sie überzeugt bleiben, "alle
Betreuer ausgetrickst" zu haben
)
An
alles auf dieser Ebene erinnern sich Teilnehmer
meist gern, aber nichts davon steht im Programm (außer
den Freizeithochzeiten). So gesehen, wirkt die
"Informations- und religionspädagogische
Bedeutung" unserer offiziellen
Sommerfahrtprogrammgestaltung ernüchternd gering.
Doch
wir ziehen daraus keineswegs die fatalistische
Konsequenz, jedes Programm sei "eh für die
Katz", man überlasse die Kinder nur sich
selbst, schon sei die Freizeit für sie "toll"...
Denn
unser offizielles Programm (ein aus Kindersicht
erduldetes Metaprogramm") ist gerade
der Katalysator für den von den Teilnehmern
empfundenen Erfolg.
Das
offizielle Freizeitprogramm ist also
unerlässlich und wird sorgfältig vorbereitet.
Dies
gehört zu unserem festen Programmrahmen:
Das
genaue Tagesprogramm hängen wir stets am
Vorabend zum Abschreiben im Tagesraum aus.
Das
Wecken übernehmen Betreuer mit lauter Flur-Musik
(nach ihrem Geschmack).
1.
Die Freizeitolympiade mit Quatsch-Spielen,
manchmal auch im Freibad.
2.
Wo möglich, nutzen wir Schwimmgelegenheiten.
3.
Interviewsmit Vertretern aus Wirtschaft
und Verwaltung im Ort. Dazu denken sich kleine
Gruppen Fragen aus und ziehen am zweiten
Freizeitvormittag los. Am selben Nachmittag
berichten sie dann vor der ganzen Gruppe von
ihren Erfahrungen .
4.
Eine Tagesfahrt zu interessanten Zielen in
der Umgebung und ein Freizeitparkbesuch
oder so etwas Ähnliches.
5.
Stadtspiele haben sich nach vielen Experimenten
nicht bewährt und werden durch Stadtspaziergänge
mit Erklärungen abgelöst.
6.
Alle malen ihre Freizeittasche nach
unserer Schablone selbst aus und nehmen sie als
Souvenir mit. Als Grundlage bekommen die Kinder
nicht bedruckte Baumwoll- oder Leinentaschen,
früher Jutetaschen. Zum Taschenbemalen empfehlen
wir, ein abgetragenes Hemd mitzunehmen.
7.
Tischtennis- oder andere Turniere
ergeben sich, je nach der Umgebung unserer
Herberge, von allein.
8.
Sonntags besuchen wir einen Gottesdienst
am Freizeitort - nach Anmeldung.
9.
Tagebüchersind bei den meisten unbeliebt.
Wir geben aber extra Zeit, sich in Ruhe beim
Ausmalen vorgegebener Seiten (z.B. mit dem
Stadtwappen) zu verträumen oder das Tagebuch
nach eigener Fantasie zu ergänzen und am
Freizeitende durch Bastfadenbindung aufzuwerten.
10. Anders
als Tagebücher sind unsere Freizeitzeitungen.
Nicht immer haben wir Betreuer, die bis spät
nachts auf "Reiseschreibmaschinen" ganz
subjektive und meist veralbernde Tagesberichte
schreiben. Diese Seiten hängen zur allgemeinen
Unterhaltung am frühen Morgen an einer Wand
unseres Tagesraumes.
11. Freizeitdiscosgibt
es meist zweimal. Die Ausrüstung gehört zu
unserem Gruppengepäck. Betreuer sprechen die
Musik mehr oder weniger einvernehmlich mit den
Kindern ab.
12. Nur als
Rahmen planbar sind unsere Freizeithochzeiten,
bei denen ewige Treue" - bis zum Ende
der Freizeit oder "bis dass der Bus Euch
scheidet" gelobt wird. Eine Freizeitehe
zwischen Mädchen haben wir auch schon gefeiert.
Besiegelt wird die Hochzeit" von zwei
Trauzeugen" und einem Betreuer oder
Teilnehmer als Standesbeamten". Nach
dem Austausch der Eheringe" aus
Schokoladenpapier wird eine Lakritzschnecke von
beiden Enden abgeknabbert, was, mehr oder weniger
mutig, mit einem Schmatzer" endet.
Alle Kombinationen werden unter den Kindern
ausgiebig ausgemauschelt - bis zur Einwilligung
der Betreffenden.
13. Spieleabende
machen wir sowieso. Meist bereitet ein
Betreuer ein abwechslungsreiches Programm für
den gesamtes Abend vor.
14. In
jedem Jahr begleitet uns ein anderes biblisches
Thema für unsere Andachten an allen
Freizeittagen. Häufig sind auch Betreuer bereit,
sich an der Vorbereitung dieser Andachten zu
beteiligen.
15. Um ein
Mindestmaß an Ordnung in den Zimmern und einen
Anreiz für die Gestaltung der Tagebücher zu
geben, bewerten die Betreuer bei täglichen
Durchgängen die Zimmerordnung mit Punkten.
Am Ende der Freizeit werden noch individuelle
Punkte für Originalität und Aufwand bei der
Tagebuchgestaltung hinzugezählt. Die Gewinner
werden während der Rückfahrt
bekanntgegeben. Zur Belohnung winken
kleine Preise, die meist aus
Verlosungspreisresten unserer Bunten Abende
stammen.
16. Am
letzten Tage versammeln wir uns an markanten
Stellen für ein Buchstabenbild. Die von
den Teilnehmern hochgehaltenen Buchstaben
kennzeichnen Jahr und Ort der Freizeit.
17. Unsere
Betreuer sind meist erfahrene ehemalige
Freizeitteilnehmer oder/und stammen aus unserem
Mitarbeiterkreis. Für Beschwerden und Anregungen
steht während der Freizeit ein Meckerkasten
im Tagesraum. Jeden Abend
finden (meist nach 22 h) Mitarbeiterbesprechungen
statt. Dabei wird auch der Meckerkasteninhalt
ausgewertet. Es wird dann auch über
besonderen Tischdienst als "Belohnung"
bei Regelverstößen entschieden. Dabei hat sich
sehr bewährt, nicht Einzelne heranzuziehen,
sondern "zimmerweise" Extra-Tischdienst
zu verordnen. "Solidarisch" wird dies
viel eher akzeptiert.
18. Alle
Teilnehmer müssen einen von der/den
Erziehungsberechtigten unterschriebenen Freizeitpass
mitbringen. Darin müssen Krankenversicherung,
Notfalltelefonnummer, Schwimmerlaubnis und die
Erlaubnis zu nicht betreuten Einkäufen (mindestens
zu zweit) enthalten sein.
19. Außerdem
müssen die Entscheidungen der Betreuer für den
Freizeitverlauf akzeptiert werden.
20. Als es
noch keine Handys gab, haben wir von
regelmäßigen Anrufen zu Hause abgeraten. Wir
achten aber darauf, dass jedes Kind mindestens
eine Karte nach Hause schreibt. Postkarten
bekommen die Kinder von uns.
21. Alle
Teilnehmer müssenbei den Tischdiensten und
anderen kleinen Diensten und bei der Sauberkeit
der Zimmer mithelfen. (Beispiel: Aus
Kostengründen kaufen wir unsere
Wasserflaschenvorräte beim nächsten Supermarkt.
Die Kinder helfen insoweit, als jeder nach seinen
Kräften ein paar Flaschen in seinem Rucksack mit
zur Jugendherberge trägt.)
22. Mitnahme
eigener (Lieblings-)Bettwäsche ist
bewährte Pflicht. In einem Elternbrief
geben wir Empfehlungen für das Reisegepäck,
mit dessen Gewicht jedes Kind (vor allem beim
Umsteigen) allein umgehen können muss.
23. Für
die Bezahlung des Teilnehmerbeitrages hat
sich die Einzahlung in Teilbeträgen
bewährt. Da wir meist kurz vor Weihnachten die
Grundorganisation geklärt haben, liegt der Preis
dann fest und kann leichter monatlich verteilt
werden. Wegen der unterschiedlichen
Zuschusshöhen von Städten und Kreisen sind
Teilnehmerbeiträge bei Auswärtigen leicht
unterschiedlich (z.B. Kreis Plön und Kiel).
24. In
besonderen Fällen kann ich Teilnehmerbeiträge
auch durch unseren Spendenhaushaltstitel
diskret ermäßigen oder erlassen.
Finanzielle Klippen werden die Kinder so nicht
spüren. Übrigens ist es bei uns üblich, dass
all unsere namentlich bekannten Spender von
unseren Freizeitorten einen Kartengruß bekommen.
25. Ein
kleines Taschengeld ist im
Teilnehmerbeitrag übrigens enthalten. Es
wird tageweise in von den Kindern bestimmter
Stückelung von einem Betreuer gegen Unterschrift
ausgezahlt. Zusätzliches Taschengeld
muss aus Sicherheitsgründen auf das jeweilige
Taschengeldkonto eingezahlt und beim zuständigen
Betreuer verwahrt werden. Es wird dann ebenfalls
in gewünschtem Umfang ausgezahlt.
26. Starre
Regeln für den Umgang mit Störungen gibt
es nicht, Gewalt wird unter keinen
Umständen geduldet. Disziplinarisch
schwierige Fälle versuchen wir meist erfolgreich
einzubinden. Fachkräfte für eventuell
notwendige Einzelbetreuung haben wir allerdings
nicht.
27. Wertvolle
Gegenstände dürfen nicht mit!
Extrem lästig und gruppendynamisch
zerstörerisch sind nicht aufzuklärende
Diebstähle. Zum Glück sind sie sehr selten.
28. Während
der Rückfahrt kann jedes Kind die Freizeit in Zeugnissen
ausführlich anonym benoten. Der
Helferkreis wertet die Zeugnisse zur Selbstkritik
und für zukünftige Fahrten aus.
29. Kurz
vor den Fahrten laden wir zu einem Fahrtenvorbesprechungsabend
ein. Hier zeigen wir Bilder unseres Freizeitortes
und von Zimmern der Herberge. Kommt mal vorbei.
Wir
sind - klar - eine evangelische Kirchengruppe,
grenzen aber niemanden aus.
Wie
es auf unseren Freizeiten ganz praktisch zugeht,
erfahrt ihr, wenn ihr auf die Links
dieser Homepage zu früheren Freizeitbildern oder
Freizeittagebüchern klickt!
Klaudia
Kottek, Kiel
Zu
Auszügen aus meinem gemeindepädagogischen
Konzept
Link zur Checkliste zur
Planung von Sommerferienfahrten (Zwei-Seitenansicht,
nur zur Übersicht)
Link zur Checkliste zur
Planung von Sommerferienfahrten (reine
Textfassung)
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